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Die Schwermetallentgiftung mit NBMI (früher OSR) – (N,N′-Bis(2-mercaptoethyl)isophthalamid)

NBMI ist eine zyklische organische Stickstoff-Schwefelverbindung, die zwei Schwefel-Wasserstoff-Gruppen enthält. Diese molekularen Anteile aller “Thiole““ binden Metall-Ionen, wobei NBMI speziell das hochtoxische Quecksilber einfängt. Die entstehenden Komplexe-Verbindungen werden “Chelate“ genannt.

Diese Eigenschaft ist nicht nur technisch, sondern auch medizinisch bedeutsam. Die giftigen Metalle können aus den Zellen und Geweben entfernt, dem Blutkreislauf zugeführt und schließlich über die Nieren und den Darm ausgeschieden werden.

Vor allem zur Entgiftung von Quecksilber ist NBMI geeignet, aber auch Cadmium und Blei werden gebunden. Dabei bleiben die Spurenelemente Kupfer, Eisen und Zink unberührt. Auch Calcium und Magnesium werden im Gegensatz zu anderen Entgiftungsmitteln nicht chelatiert.

Im Vergleich zu Chelatoren wie EDTA, DMSA und DMPS bindet NBMI die Metall-Ionen stärker und erweist sich daher als relativ wirkungsvoller. In Laborversuchen stellten Wissenschaftler fest, dass Quecksilber mit NBMI fast vollständig aus wässrigen Lösungen entfernt werden kann. Es verbleibt lediglich ein Rest von 0,02 %.

Ein weiterer Unterschied zu anderen Chelat-Bildnern, die für die Detoxifikation angewendet werden, ist ebenfalls wichtig: NBMI ist lipophil, kann sich also in öligen Medien lösen. Da auch Zellmembranen fettlösliche Eigenschaften besitzen, dringt NBMI leicht in jede Körperzelle ein und wird auch ohne Weiteres wieder aus ihr ausgeschleust. Auch die Blut-Hirn-Schranke, die für wasserlösliche Chelate eine fast unüberwindbare Hürde darstellt, durchdringt NBMI mühelos.

Indikationen für die Anwendung

Diese Eigenschaften machen NBMI zum idealen Mittel für eine Schwermetallentgiftung, sei es eine akute oder chronifizierte Intoxikation. Selbst Zellen mitsamt ihrer Mitochondrien und das Zentralnervensystem können vom Quecksilber und anderen Schwermetallen befreit werden.

Hauptindikation der Anwendung von NBMI ist eine nachweisbare Schwermetall-Kontamination. Davon betroffene Menschen klagen über Abgeschlagenheit, Lähmungserscheinungen und Neuralgien sowie psychische Beeinträchtigungen. Aber auch Krankheiten, die vermutlich mit den toxischen Metallen im Zusammenhang stehen, werden mit dem Chelat-Bildner behandelt.

Dazu zählen neurologische Erkrankungen wie Alzheimer, Autismus, Parkinson sowie Amyotrophe Lateralsklerose und Multiple Sklerose sowie Polyneuropathie. Die Toxizität von Schwermetallen resultiert aus der Bindung der Metall-Ionen an Enzyme und andere funktionelle Proteine, die dann nicht mehr optimal und gar nicht mehr funktionieren.

Vorsorglich ist eine Schwermetallentgiftung dann ratsam, wenn Amalgam-Plomben eine schleichende Kontamination verursachen. Die Entgiftung ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn die Zahnfüllungen vorher extrahiert und durch unkritisches Material ersetzt werden.  Menschen mit Implantaten oder Schwermetallbelastung am Arbeitsplatz sollten ebenfalls eine Detoxifikation durchführen lassen.

Anwendung und Nebenwirkungen

Die Darreichungsform sind Kapseln zu je 100 mg. Eine Kapsel entspricht der täglichen Einstiegsdosis, die rund 3,50 Euro kostet. Diese Menge kann auf bis zu 3 Kapseln pro Tag gesteigert werden. Die Einnahme soll zusammen mit lipophilen Lebensmitteln wie Pflanzenölen erfolgen.

Das lose Pulver mische man nach dem Abwiegen mit guten Pflanzenölen oder Butter. Manchmal wird im Internet auch das Anrühren mit Wasser empfohlen, doch erscheint dies aufgrund der Fettlöslichkeit von NBMI wenig sinnvoll.

Empfehlenswert ist dagegen die Kombination mit DMSO, in dem NBMI gut löslich ist. In zweiter Linie kann NBMI auch in Verbindung mit den Chelat-Bildnern DMSA, DMPS und EDTA angewendet werden.

Während der Behandlung kann es zu allergischen Reaktionen kommen sowie zu einer
anfänglichen Verschlechterung der Symptomatiken der jeweiligen Krankheiten, auf die die Entgiftung abzielt. Grund dafür ist die Überschwemmung des Körpers mit den Schwermetallen, bevor es zur renalen Ausleitung kommt. Kritisch ist die Entgiftungs-Kur mit NBMI auch dann, wenn ein Molybdän-Mangel vorherrscht. Dies sollte vorher abgeklärt und vorbehandelt werden.

Medikament oder Nahrungsergänzungsmittel?

NBMI war bis 2011 als Nahrungsergänzungsmittel in den USA frei verkäuflich. Dann aber wurde die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) aktiv. Die Bürokraten stuften NBMI nicht als Nahrungsergänzungsmittel, sondern als Medikament ein, obwohl nie größere Probleme bei der Anwendung aufgetreten waren. Weil der Chelat-Bildner nun unter ein anderes Kriterium fiel, wurde das Mittel kurzerhand vom Markt genommen.

Die Hersteller haben daraufhin die Zulassung als Medikament beantragt. Doch dieser Vorgang beansprucht nicht nur sehr viel Geld, sondern kann auch einige Jahre dauern. Grund dafür sind die umfangreichen Studien, die zum Wirksamkeitsnachweis erforderlich sind. Auch die Unbedenklichkeit muss erneut belegt werden, obwohl dies durch die Praxis längst bestätigt ist. Wer heute mit NBMI entgiften will, muss einen Arzt finden, der sich an der klinischen Prüfung beteiligt. Denn nur der dürfte zurzeit NBMI verschreiben.

Die Herstellung von NBMI erfolgt aus Cysteamin, einem Abbauprodukt aus der Aminosäure Cystein. Zwei Cysteamin-Moleküle werden im Reaktor mit einer Dicarbonsäure verknüpft, wobei eine offene Ringstruktur entsteht, die für die effektive Bindung etlicher Metall-Ionen verantwortlich ist.

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Beitragsbild: 123rf.com – PAPAN SAENKUTRUEANG

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 04.11.2021 aktualisiert.

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