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Die Schwermetallentgiftung mit Tiopronin (Captimer)

Tiopronin oder Captimer ist eine schwefelorganische Verbindung, die Komplexe mit Schwermetallen bildet. Diese Chelate entstehen zusammen mit den Metall-Ionen von Quecksilber, Eisen, Zink, Kupfer, Kadmium und Polonium.

Am häufigsten angewendet wird Tiopronin zur Ausleitung von Quecksilber. Meistens kombinieren die Ärzte das Mittel mit der sehr ähnlichen DMPS (Dimercaptopropan-Sulfonsäure), weil die Bindung von Tiopronin an Quecksilber schwächer ist als das Alternativ-Präparat.

Die Komplexe mit dem aus den Geweben gelösten Schwermetallen gelangen ins Blut und werden über die Nieren ausgeschieden.

Angewendet wird Tiopronin bei Schwermetall-Kontamination und stattgehabter Strahlen-Exposition sowie einer Reihe von Erkrankungen, die Metallbelastungen mit sich bringen. Dazu zählt Morbus Wilson, einer Stoffwechselerkrankung, die mit einer verstärkten Einlagerung von Kupfer einhergeht.

Eine ähnliche Erkrankung ist die Hämochromatose, bei der es zur Akkumulation von zu viel Eisen im Körper kommt. Auch bei Fettleber, Hepatitis und Leberzirrhose kommt es zur starken Ablagerungen von Eisen, die eine Metall-Entgiftung erforderlich machen. Daneben ist die Behandlung bei der Erbkrankheit Cystinurie angezeigt.

Die Dosierung erfolgt oral mit Einzeldosierungen von 100 mg bis 300 mg vor den Mahlzeiten. Die tägliche Dosis soll 500 mg bis 1.000 mg betragen und alle 5 Tage verabreicht werden. Die Behandlung dauert mindestens 1 Monat und längstens 3 Monate.

Nebenwirkungen der Entgiftungs-Therapie mit Tiopronin sind Magen-Darm-Beschwerden bis hin zum Durchfall, Fieber sowie Entzündungen der Haut und Schleimhäute. Auch Blasen können in Erscheinung treten, die von starkem Juckreiz begleitet sind.

Nicht häufig zu erwarten sind erhöhte Leberwerte und Leberentzündungen (Hepatitis). Im Blutbild können sich Veränderungen zeigen, so eine Verringerung der Zahl einiger Blutkörperchen (Leukopenie, Agranulozytose, Thrombozytopenie). Nierenschäden zeigen sich in der verstärkten Ausscheidung von Proteinen mit dem Urin sowie der Bildung von Ödemen.

Zudem können der Blut-Glukose-Wert bedenklich sinken und Thrombosen entstehen. Außerdem kommt es gelegentlich zu Muskelschwäche. Als besonders schwere Form der Muskelschädigung droht eine Myasthenia gravis. Bronchitis und Lungenbeschwerden vervollständigen die Liste der Nebenwirkungen, die nicht im Verhältnis zur geringen Effektivität des Präparates stehen.

Die recht hohe Toxizität von Tiopronin zeigt sich auch an den Kontraindikationen, die den Nebenwirkungen vergleichbar sind. Das bedeutet, dass beim Eintreten entsprechender Beschwerden das Präparat sofort abgesetzt werden muss.

Allergien sind zwar als nicht besorgniserregend zu bezeichnen, aber schwere Muskelerkrankungen, Blutbildveränderungen und Nierenschäden machen Tiopronin zu einem sehr schlecht verträglichen Medikament.

Tiopronin gelangt nicht über die Barriere der Blut-Hirn-Schranke. Die besondere Eigenschaft, gerade hohe Mengen Eisen auszuleiten, muss berücksichtigt werden. Bei einigen Krankheiten ist die Eisen-Ausscheidung das Ziel der Behandlung. Ist das nicht erwünscht, muss Eisen supplementiert werden, um einem Eisen-Mangel vorzubeugen.

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Beitragsbild: 123rf.com – kerdkanno

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